An der Lesum
Wir verbringen vier Tage an der Lesum bei Bremen. Diesmal mit MiniCamper auf einem reinen Wohnmobilstellplatz. Mal sehen, ob das gutgeht mit dem Kleinen gegen die Großen.
Die Wahl auf den Stellplatz fiel nicht schwer, denn so zahlreich sind die nun auch nicht. Andererseits habe ich einige Tage in Bremen zu tun und ich wollte mich nicht auf einen (überteuerten) Campingplatz stellen und es reizt mich, diese Variante für einige Tage auszuprobieren.
Um ins Bremer Land zu kommen, habe ich erstmal viele hundert Kilometer zu fahren. Das läuft natürlich wieder in zwei Etappen, wir wollen ja schließlich reisen und nicht heizen.
Wir fahren am Nachmittag los bei 31°. Es sollten bei Karlsruhe fette 37° werden mit anschließendem Gewitter und starkem Regen. Im hessischen Alsfeld sollte unser Nachtstop an mittlerweile vertrauter Stelle sein. Auch hier hat es offenbar satt geregnet. Die Temperaturen jedenfalls waren sehr erträglich und der Abend blieb bewölkt. Welch Wohltat! Leider aber mussten wir uns anderweitig ein Quartier für die Nacht suchen, da der Platz für zeltende Pfadfinder genutzt wurde. Das hat mir gefallen, weil Pfadfinder war ich früher auch (bin ich eigentlich auch heute noch, nur etwas anders 🙃). Das bedeutete aber, uns einen neuen Platz zu suchen. Es war 21 Uhr, es dunkelte so langsam und wir waren kilometerweit im Wald. Aber mit Pfadfinderblut in den Adern, wurden wir fündig. Auf dem Dorfplatz eines kleinen hessischen Dorfes im Wald, wo auch eine große Grillhütte steht, haben wir uns angesichts der vorgerückten Stunde davor gestellt - und eine ruhige erholsame Nacht verbracht. Wir behelligten niemand und wurden von niemanden behelligt. Klasse.
Nach der Morgenrunde mit dem Hunde durch den herrlichen Wald gab es im noch-Schatten ein gutes Frühstück und der Himmel zeigte sich wieder stahlblau und versprach erneut sommerliches Wetter. Dank autark ausgestattetem MiniCamper gab's sogar eine kleine Dusche. Dann ging es auch schon weiter.
Mittags machten wir Pause an der "Nordheimer Seenplatte". Diese sind letztlich nichts anderes als diverse Kiesteiche unterschiedlicher Größe an der A7. Man kann, abgesehen vom riesigen Kieswerk, auch einen Teil freizeitmäßig nutzen.
Am Nachmittag kamen wir dann an der Lesum an und nahmen den Platz in Beschlag. Dabei stellte ich im Laufe der Tage fest, dass der Stellplatz ein ziemlich beliebter solcher zu sein scheint. Häufig kam "dicke weiße Ware" angerollt und nicht wenige mussten wieder abziehen, weil alles belegt war. Mit dem Eckplatz (siehe ganz oben rechts) hatte ich also richtig Glück gehabt.
Lesum gehört zu Bremen, ist ländlich geprägt und der Ortskern wirkt ebenfalls dörflich. Ein schönes Stadtbild, vielmehr Ortsbild. Es gibt Restaurants, Bäcker, Eisdiele und dergleichen. Dieses im Hinterkopf, erkundete ich mit Hund natürlich das Flüsschen, die Lesum, die sich zwischen den Wiesen schlängelt und alsbald in die Weser mündet.
Dann aber machten wir uns mit Fahrrad & Hänger auf nach Bremen in die Neustadt und besuchen eine gute Freundin, die heute Geburtstag hat und verbringen dort ein paar schöne Stunden im Freundeskreis.
Zu vorgerückter Stunde ging es dann zurück. Bei beginnender Dunkelheit sieht man die Öde der Industriegebiete nicht so krass als bei Tage. Dabei sind wir auch durch Wohngebiete in Bremen Nord gefahren, da will man sich nicht wirklich aufhalten.
Wieder zurück am Stellplatz, es war gegen 23 Uhr, hörten wir vom griechischen Restaurant mit riesengroßem Garten/Terrasse ein lautes Stimmengewirr (der Stellplatz befindet sich quasi neben dem Griechen). Ab 23 Uhr wird die ansonsten nicht gerade leise Musik abgestellt. Aber gegen Mitternacht ist dann wirklich zappenduster - und alles dörflich ruhig (sollte man wissen, wenn man dort einige Nächte stehen will).
Und schon haben wir Donnerstag. Sonne-Wolkenmix und angenehme Temperaturen. Heute steht eine kleine Radtour an Lesum und Weser an. Wo es uns genau hintreibt, mal sehen. Große Lust hatte ich schon, von dort an der Unterweser über Elsfleth und Brake nach Bremerhaven zu fahren. Etwa fünfzig Km. Das machen wir aus Zeitgründen ein andermal. Aber die Richtung stimmt.
Zuvor teste ich den Griechen nebenan und esse dort. Lecker. Dann geht's los.
Wir passieren Vegesack, Blumenthal und kommen bis kurz vor den Bunker "Valentin", der im Krieg ein U-Boot-Bunker war und bis 2010 als Teildepot der Bundeswehr des Wilhelmshavener Marinematerialdepots genutzt wurde. Da offenbar niemand der Verantwortlichen mehr an kriegerische Auseinandersetzungen zu glauben scheint, die Deutschland betreffen könnte, hat man daraus -Zeitgeist lässt grüßen- zu einer Gedenkstätte mit Besucherzentrum umgebaut.
Wir machen jedenfalls Pause mit Schwimmeinlagen für den Hund im Dillener Park direkt an der Weser, fünf KM vor besagter "Gedenkstätte". Wir fahren dann zurück neben der Weser und meiden den Ort Blumenthal, durch den wir auf der Hinfahrt gefahren waren. Diesen als "Klein-Istanbul" zu bezeichnen, wäre mehr als geschmeichelt. Später, erzählen mir Einheimische und echte Bremer, sei der Ort ein schnuckeliger schöner Ort gewesen, wo man sich wohlfühlte. Heute könne man sich bei Dunkelheit dort kaum noch aufhalten. Für mich war die Fahrt durch den Ort befremdlich, fast geschockt. Bilder habe ich keine gemacht.
Freitag
Heute suche ich ein Fahrradgeschäft, um eine neue Achse für das 20"-Rad meines Anhängers zu bekommen. (Der Schnellspanner lässt sich zwar spannen, blockiert dann aber das Rad. Lagerschaden. Nur unter ganz leichter Spannung läuft es rund. Dann muss der Hänger unter Last sein, d.h., Hundi muss drin bleiben.) Ich fahre durchs niedersächsische Ritterhude und frage bei zwei Geschäften an. Das kleinere, Zweirad Kliem, war sehr engagiert, konnte aber leider nicht weiterhelfen und hätten das Teil bestellen müssen und die Achse aus einem anderen neuen Rad passte leider nicht. Sie gab den Tipp, es beim etwa drei Km entfernten Laden zu probieren. Das war ein weitaus größerer Laden. Aber leider konnten die auch nicht weiterhelfen (haben sich aber auch nicht wirklich bemüht, was ich sehr bedauerte.
Dafür regnete es um die Mittagszeit und ist für meine Suche so geblieben. Angeblich kein Regen laut Wetter-Äpp. Klasse. So bin ich wenigstens etwas nass geworden und als wir wieder zurück waren, war für den Rest des Freitag eitel Sonnenschein. Schon wieder klasse.
Seit der Rückkehr am Nachmittag am Stellplatz -oder sollte ich sagen: beim Griechen?- war dort jedenfalls reichlich laute Mukke. Bis 23 Uhr. Dort fand eine Party statt. Na, moin Herrmann!
So packte ich wieder ein paar Sachen nach einer anständigen Kaffeepause und machte mich mit Hund, Rucksack und Mini-Klappstuhl an die Lesum. Ist ja nur wenige hundert Meter entfernt. Dort war nichts zu hören außer Windgesäusel, Vögel, das Wachsen des Grases ... Dort blieben wir reichlich lange und genossen die Ruhe am Wasser. Schöne Beschaulichkeit. Geht doch!
Samstag
Heute wieder zauberhaftes Sommerwetter. Wir lassen den Tag ruhig angehen. Frühstück. Kleiner Einkauf. Alles fußläufig. Am frühen Nachmittag geht es zu einer Verabredung nach Bremen in den Teil Schwachhausen. Sehr schöne Wohngegend. Ich würde sagen, das genaue Gegenteil von Blumenthal.
Wir kalkulieren gute 16 Km Wegstrecke für die Hintour ein und nutzen eine gute Fahrrad-Navigation, die uns sicher durch die grünen Wiesen durch das Blockland Bremens führt. Wetter gut, Strecke gut, Verabredung gut, Rücktour gut (Rückkehr gegen Mitternacht). Bevor es aber soweit ist, habe ich einen Platten an einem Rad des Hängers. Da ich keine Luftpumpe habe, sah ich schon meine Verabredung in Gefahr. Aber ein Ehepaar auf dem Platz gegenüber hat mich mit ihrem praktischen Mini-Kompressor gerettet 👍.
Wenn man an Bremen denkt, kommen einem vermutlich Bilder von Großstadt, Stadtmusikanten & Co in den Sinn. Bei mir sind es vor allem weite Flächen grüner Oasen, viel Ruhe und atmosphärische Stimmung; vor allem, wenn man nachts zwischen feuchten Wiesen und realen oder vermeintlichen Mooren Rad fährt und Nebelschleier über dem Boden schweben und gelegentlich ein Vogel etwas sagt oder eine von der Fahrradleuchte angestrahlte Bisamratte gemütlich den Weg überquert. Die feuchte Frische auf der Haut spürt. Und das alles bei schwarzer Nacht und funkelnden Sternen. Wunderbar!
Sonntag
Heute geht's zurück. Im Laufe des Vormittags ist alles wieder abfahrbereit und es geht Richtung Süden. Natürlich in zwei Etappen. Unterwegs laufen wir einen C-Platz an und werden den Wald in der Umgebung von Paderborn erkunden. Der Hund findet das prima. Abends gibt es Abendbrot und es geht alsbald in die gute Koje.
Montag
Starkes Frühstück nach einer guten Morgenrunde für uns beide. Unsere sieben Sachen sind schnell wieder abfahrbereit verstaut & los geht's.
Wir kommen reibungslos, ohne Stau oder extrem viel Verkehr abends zu Hause an; zwischendrin gab es zwei Pausen.
Während wir so dahinrollen, mache ich mir meine Gedanken darüber, wie es denn nun war: vier Nächte auf einem Stellplatz mit dem MiniCamper.
Fazit
Einen Campingplatz brauche (zumindest) ich nicht unbedingt. Ein Stellplatz, wie ich ihn vorgefunden habe, reicht wie in diesem Fall aus. Vorausgesetzt, man ist mit seinem Fahrzeug autark und nicht auf Toilette und sanitäre Einrichtung angewiesen. Dies wird auch auf dem Stellplatz mit einem Schild klar aufgezeigt ("Nur für ausweisliche Wohnmobile..."). Es hätte also gut sein können, dass man vom Stellplatzbetreiber nach seinen Papieren gefragt wird (Eintrag/Zulassung als Wohnmobil). Mein MiniCamper sieht jedenfalls nicht wie ein typisches Reisemobil aus.
Weitere Aspekte:
Parkgebühren pro 24 Stunden: 7 € (Parkautomat f. Bargeld u. Kartenzahlung - sehr praktisch)
Frischwasserzapfstelle (1€ pro 100 Liter)
Grauwasserentsorgung
Chemietoilettenentsorgung
Müllentsorgung
Stromversorgung nach Verbrauch
Obwohl ich nicht unbedingt Strom brauchte, habe ich für meinen Fahrrad-Akku mal einen € investiert. Kühlbox lief drei Tage und der Aku wurde zweimal aufgeladen. Habe nicht mal 1,5 KW verbraucht und es war noch genug Energie übrig.
Zur Zeit ist für mich meist ein Stellplatz die bessere Wahl, da ich tagsüber viel unterwegs bin und keine Infrastruktur eines Campingplatzes brauche. Quasi nur für das Parken für die Übernachtung auf dem C-Platz sind mir deren Gebühren von mehr als dem Dreifachen eines Stellplatzes, wo ich gewesen bin, einfach zu viel.
Es ist gut, zu wissen, dass ich ohne Probleme auch Stellplätze nutzen kann, wenn die jeweilige Lage des Stellplatzes und das Preis-Leistungsverhältnis stimmen. In diesem "Test" hat alles gestimmt.