Ost- und Nordseetour Juni 24

21.06.2024

Einmal von Südwestdeutschland quer durch die Republik nach Nostostdeutschland. Anschließend weiter durch Brandenburg, die merkische Heide, die Uckermark,

Mecklenburg Vorpommern, mehrmals Polen touchiert, an der Oder entlang Richtung Swinnemünde, Usedom, Wolgast bis hin zur Nordsee nach St. Peter-Ording, um dann in der Wildeshauser Geest zu landen.


So sieht meine Tour aus, die ich mir in etwa so vorgestellt hab: entlang der Landesgrenzen Deutschland zu umfahren. Eine Runde um Deutschland sozusagen. Das war mein ursprünglicher Gedanke.
Aber wie das so ist, müssen Pläne aus den unterschiedlichsten Gründen verändert, abgewandelt, angepasst werden, damit sie umgesetzt werden können.
In meinem Fall waren es zeitliche Verschiebungen bei der Fertigstellung der Modifikation meines Gespanns, denn Hund & Herrchen hatten große Lust, besagte Tour in kleineren Tagesetappen auf drei Wochen verteilt zu unternehmen. Mit dem Motorradgespann, versteht sich.

Mit Zelt, Kocher & Co. Erschwerend kam noch eine hartnäckige Erkältung dazu und das mega verregnete Wetter, was sozusagen die beiden i-Tüpfelchen zu einem üüäh machten.

Also reaktivierte ich unseren geschätzten MiniCamper, bestückte diesen und dann sollte es losgehen. Anläßlich des geplanten MiniCampertreffens in der merkischen Heide vom 6. bis 9. Juni fiel die Entscheidung also relativ leicht. So kombinierte ich das Treffen mit zumindest einer (ersten) Teilumrundung oder auch "Teilgrenzerfahrung" Deutschlands und packte dazu Fahrradhänger und Fahrrad mit rein und drauf. Denn mir war klar: das Meer zieht mich an und was liegt da näher, als alle Nase lang die ein oder andere schöne Radtour zu machen?

Talsperre Pöhl
Talsperre Pöhl

Die Durchquerung von Südwestdeutschland nach Nordostdeutschland erfolgte nahezu komplett über die Autobahn. Ich ließ es langsam laufen. Tempomat auf 110 Km/h, fast immer auf der rechten Spur. Ich kam am 6. Juni los und übernachtete an der Talsperre in Pöhl bei Plauen nach gut 600 Km. Den Campingplatz und die 21 € hätte ich mir als nur durchreisender Nachtgast sparen können, denn auf der einen Seite gibt es einen großzügigen gebührenpflichtigen Parkplatz, der dafür allemal ausgereicht hätte. Aber mein Zeitdruck bis vor der Abreise hat mich gar nicht auf die Idee kommen lassen, einmal danach in Ruhe Ausschau zu halten. Und den C-Platz hatten wir erst in der ersten Oktoberwoche letztes Jahr auf unserer Heimreise aus dem schönen Polen noch frisch in Erinnerung. Was soll's?!


MiniCampertreffen Juni 2024
MiniCampertreffen Juni 2024

Am Freitag trafen Hundi & ich am Nachmittag wohlbehalten beim MiniCampertreffen ein. Der Campingplatz auf der Halbinsel Raatsch ist schon aufgrund seiner Lage und Art (keine "Parzellen", sondern freie Wiesenflächen) eine Empfehlung, wenn da nicht die merkwürdige Preisgestaltung wäre: eine Person zahlt fünf €. Hast du einen Hund dabei, müssen für diesen ebenfalls fünf € berappt werden.
Bis Sonntag hatten wir MiniCamperfans viel zu quatschen und zu fachsimpeln und es war eine angenehme gemeinschaftliche Atmosphäre.

Das Wetter war sommerlich schön und angenehm warm und in der direkten Sonne zu heiß. Sonntag war wieder großer Aufbruch. Ich blieb bis Montag und machte mir in der idyllischen Ruhe des Platzes Gedanken über meine Reiseroute. Es waren kaum Leute da, die große Urlaubszeit hat noch nicht begonnen.


Übernachtung

Kosten: 66 € f. drei Nächte o. Strom. Ohne Hund wären es 15 € weniger(!) Adresse: 15913 Märkische Heide, Raatschweg. Empfehlung: 👍 Lage, Anlage des Platzes weitläufig & Leute/Personal nett.


Es ging zunächst nach Frankfurt an der Oder. Dort kaufte ich frische Lebensmittel und hangelte mich dann im Prinzip immer an der Oder entlang.

Dabei überquerte ich die Grenze zu Polen und fuhr dann rechts der Oder weiter. Dabei passierte ich einen wunderbaren Parkplatz oberhalb der Oder mit einem sehr schönen Blick ins Odertal. Ich war allein und hätte dort gut übernachten können. Aber ich respektierte das übergroße Schild, worauf x Verbotssymbole abgebildet waren. Das wäre wohl gegangen, aber ich folgte der Empfehlung, den C-Platz am Grenzübergang Cedynia - Osinów Dolny, der ruhiges Camping am (dauerhaften) "Polenmarkt" für kleine 5 € verspricht. Zahlen tut man an der blauen Tankstelle und bekommt den Kassenbeleg. Suchen muss man sich den Platz selbst. Alles unpersönlich, aber auch (l)egal. Das Camping direkt an der Oder war tatsächlich ruhig. Duschen habe ich keine gesehen und überhaupt kein Sanitärhäuschen. Öffentliche Toiletten auf dem Polenmarkt kann man benutzen, die sah ich erst am nächsten Tag. Das wars.
(Klick auf ein Bild z. Vergrößern)

Polenmarkt

Am nächsten Tag, wir haben Dienstag, den 11. Juni, streife ich über den sogenannten Polenmarkt. Der ist so riesig, dass zwei Stunden nicht ausgereicht haben, um alles zu sehen. Man bekommt quasi alles, was man sich vorstellen kann, für Haus, Garten, Landwirtschaft, Kleidung, Lebensmittel und mehr.

Was mir aufgefallen ist

Obwohl wir uns in Polen befinden, sind alle Preise in €, nicht in Zloty, ausgewiesen. Alle Beschilderungen, Hinweise etc. sind in deutsch gehalten. Man hat nicht den Eindruck, dass man in Polen ist.
Die Preise selbst sind vielleicht geringfügig niedriger als in Deutschland. Deutlicher ist dies bei Kaffee und Süßigkeiten. Bier ist kaum günstiger. Überhaupt ist der Polenmarkt (der wirklich so heißt), wohl ausschließlich auf deutsche Kundschaft ausgerichtet. Und diese scheint zu glauben, dass sie pausenlos Schnäppchen machen, egal, was sie kaufen. Aus meiner Sicht viel Blendwerk, um nicht zu sagen, Ver**sch*ng. Für meinen Hund kaufte ich einen Riemen Ochsenziemer. Der war sogar teurer als in Deutschland, obwohl die Masse solcher Artikel vor allem aus Polen kommt.
Textilien wiederum, vor allem Wäsche, ist günstiger. Und es gibt zahlreiche Restaurants, die insgesamt günstiger sind (aber eben nicht so preiswert wie im Landesinneren.

Den Markt bei Görlitz, den wir letztes Jahr besuchten, war dagegen sehr viel kleiner, man zahlte in Zloty und hat vergleichsweise deutlich weniger bezahlt. Der Markt ist vor allem von Polen für Polen und natürlich auch alle anderen Interessierten. Alles in polnisch, Währung in Zloty, Barzahlung an den Ständen ... Und er war viel kleiner und entsprach auch in seinen räumlichen Maßen einem Markt. Überschaubar. Das war für mich der echte, typische Markt.


Ich gestattete mir besagten Bummel über den Polenmarkt und habe gut zu Mittag gegessen. Dann ging die Reise weiter Richtung Stettiner Haff. Dabei machten wir kurzerhand bei Bad Freienwalde / Hohensaaten Halt. Laut Karte sollten dort alte Bunkeranlagen zu besichtigen sein. Parken bei der Kirche, Hundi aus dem MiniCamper, Fahrrad vom Träger und schon sind wir die letzten zwei Kilometer zur Oder mit den vermeintlichen Bunkern gerollt. Aber dort war nix. Außer ein großer alter Öltank (für Schiffe?) Macht nix. Die kleine Runde mit dem Rad hat nicht nur mir gut gefallen.

Wir fahren weiter nach Angermünde und finden dort in der Nähe einen prima Stellplatz inmitten eines Naturschutzgebiets. Vom letzten C-Platz haben wir vielleicht nicht mal 100 Km zurückgelegt, aber so soll unsere Tour ja auch sein: gemütlich Landstraßen und Sträßchen fahren, dort halten und verweilen, wo es uns gefällt und da unser Nachtquartier aufschlagen, wo es ruhig und schön ist.
Wir haben einen Sonne-Wolkenmix mit kleinen Regenschauern zwischendurch. Im wirklich schönen Städtchen Angermünde (sehenswert!) tobe ich noch beim Bäcker rein, um Brot und Kuchen für die nächsten zwei Tage zu kaufen. Erst Stunden später sollte ich feststellen, dass ich damit das seit langem beste, leckerste Schwarzbrot und eines der wirklich leckersten Kuchen erworben habe! Und das will schon was heißen, wenn ich das sage.

Den MiniCamper lassen wir auf dem Parkplatz des Naturschutzgebiets stehen und sehen uns umgeben von zahlreichen (Fisch)Teichen und Seen, die es zu entdecken gilt. Das machen wir also heute nachmittag, denn wir sind früh genug angekommen. Aber auch morgen werden wir hier die Gegend erkunden.  Die eindrucksvolle Stille am Abend und in der Nacht kann schon berauschende Wirkung entfalten. Wir genießen es einfach.
Wir schnappen unser Fahrrad, der Hänger bleibt am Parkplatz und Hundi freut sich, entspannt zu laufen. Es werden zwar ein paar Kilometer, aber der frische Wind und einige Wolken lassen keine hohen Temperaturen zu, so dass das in Ordnung geht. Schnell stelle ich fest, hier müssen wir morgen eine ausgiebige Fahrradtour machen, dann mit Hänger. Es ist einfach zu schön.


Gedacht, gemacht. Heute haben wir Mittwoch, den 12. Juni, stahlblauen Himmel, die Sonne lacht uns an. Es gibt ein ausgiebig proteinreiches Frühstück mit Eiern und Speck, Kaffee und Wasser, Brot und Marmelade, Erdnußmus und Honig. Wir wissen ja nicht, wann wir hier evtl. im Laufe des Tages irgendwo einkehren können. Dabei beobachten wir ausgewachsene Adler am Himmel, auch mein guter Begleiter Nestor; es ist einfach unglaublich!
So schön es auch ist, aber wir werden heute (nachmittag) von diesem kleinen Paradies weiterziehen. Hauptgrund ist, dass wir schlicht nicht genügend Trinkwasser für eine weitere Nacht dabeihaben. Und meine Planung vor meinem geistigen Auge, Deutschland so weit wie möglich an seiner Bundesgrenze zu umrunden. Da haben wir noch viel vor. Eins sei aber schon verraten: Brandenburg steht schon seit vielen Jahren bei mir hoch im Kurs, entdeckt zu werden mit seiner Weite, Landschaft - und eben auch der Uckermark.

Also wird schon mal alles wieder fein zusammengepackt und bleibt geparkt. Fahrrad, Hund & Hänger werden geschnappt und wir erkunden unsere Umgebung erneut. Diesmal aber weiter als gestern nachmittag. Dabei beobachten wir allerlei in der Tierwelt, nehmen die "Unruhe des Waldes" in uns auf und fahren per Pedales (natürlich nur Herrchen) in den nächsten Ort, Welletz. Hundi läuft mal voraus, schnuppert nebenbei und sitzt/steht mal im Hänger. Irgendwann am (noch) späten Vormittag kommen wir an das Haus der Waren des täglichen Bedarfs. Man darf vermuten, Haus und Schriftzug sind noch original aus der Zeit des "real existierenden Sozialismus". Heute ist es ein schlichtes, sympathisches Bistro, wo man für kleines Geld preiswert und gut essen kann. Nach unserer Ortsbesichtigung tun wir das auch. Eine gute Entscheidung.

Dann fahren wir gemütlich zurück, satteln auf und - fahren mit Auto durch den Wald dahin, wo wir gerade hergekommen sind. Denn ich habe die Trinkschale von Nestor dort vergessen. Tja, so ist da manchmal.

Am Nachmittag also geht's weiter Richtung Stettiner Haff. Wir kommen abends nach ruhigen 70 Km über kleine Straßen nach Krugsdorf in der Nähe von Pasewalk. Ein dörflicher C-Platz an einem See. Wir quartieren uns dort günstig für die Nacht ein und haben einen prima Platz. Trotz der Geburtstagsparty der Chefin (ein "Runder") mit Band & draußen hört man die Party kaum. Die Tage sind lang und hell. Gegen 23 Uhr scheint die Musik ausgespielt zu haben. Man kann noch draußen lesen ohne Lampe. Und meine Wetteräpp zeigt an, dass um 3:55 Uhr die Sonne wieder aufgeht. Echt cool.


Übernachtung

Kosten: 12,50 € / Nacht, o. Strom. Adresse: Seeweg 4, 17309 Krugsdorf, Dusche 1,50 (Marken). Empfehlung: 👍 Lage, Anlage des Platzes am Wasser + Zeltwiese umgeben von Bäumen. & Betreiber nett.


Donnerstag

Von hier sind es nur 40 Km bis Usedom. Ich werde dort vermutlich wieder einen C-Platz ansteuern. Kann aber auch sein, dass ich über Anklam Richtung Swinemünde (Polen) über Heringsdorf die Küste entlangfahre. Mal sehen. Werde gegen Mittag loskommen, da ich hier noch eine gute Runde mit Fahrrad & Hund mache. Die Lage des Ortes ist beschaulich schön; das kann man nicht einfach links liegen lassen. Zunächst gilt es, einen Urlaubsgruß an eine alte Freundin zu schreiben.

So. Gruß ist raus, Radtour gemacht und sind weitergefahren. Zunächst geht es ins nahe Pasewalk. Dort kehre ich, es ist ja schon späte Mittagszeit, in eine Kneipe mit Restaurantcharakter ein. Es sollte mein Fehler nicht sein. Die hatten Mittagstisch und ich habe einen Klassiker "vor dem Herrn" bekommen: Königsberger Klopse mit Soße und Kapern und Kartoffeln. Was war das lecker! Ich muss lange nachdenken, wo ich für elf € ein vollwertiges sehr schmackhaftes Mittagsgericht mit Getränk erhalten habe. Die Gastro hat ein älteres nettes Ehepaar betrieben.
Im Anschluss besichtigte ich noch einige Stadtteile und eine Kirche. Mir sind die vielen Kinder und Jugendlichen aufgefallen, die nach der Schule unterwegs waren. Sprache: ukrainisch.

Stunden später, nach einer Kaffee- und Kuchenpause in einem kleinen verschlafenen Kaff in der Walachei auf Usedom habe ich einen C-Platz ausfindig gemacht in Lassan Vorwerk (= altes Rittergut) gefahren (da denkt man eigentlich an alte Staubsauger), 12 Km von Wollgast entfernt.

Für schlankes Geld ein sehr kleiner familiengeführter C-Platz. Keine Rezeption, steht angeschlagen. Man solle sich seinen Platz selber suchen, man werde im Laufe des Abends oder nächsten Morgens auf einen zukommen. Sympathisch, denke ich. (Der Platz bietet für vielleicht sieben Camper ordentlich Platz auf einer sehr gepflegten kurzgehaltenen Rasenfläche.


Freitag

Ich entscheide mich, eine weitere Nacht hierzubleiben und dafür Wolgast mit dem Rad zu besuchen. Kaum bin ich mit Fahrrad startklar, kommt der Chef des C-Platzes und will abrechnen. Eigentlich sollte ich pro Nacht 12 € zahlen. Die Preise sind klar deklariert. Da ich aber über die Heckklappe eine Zeltplane geworfen habe, will er dafür fünf € extra haben. Ich frage nach, wieso. Da sagt er, für ihn sehe das aus wie ein Zelt und das koste extra. Ich antwortete, für mich sei ein Zelt etwas, was man aufstellt und verlassen kann, ohne, dass es zusammenbricht; also freisteht. Meine Lösung sei ein solches Zelt nicht, da es ohne die geöffnete Heckklappe als Dach und tragendes Element nicht stehe und zusammenbräche.

Dann wurde mir diese peinlich-kleinliche Diskussion darüber zu blöd und ich sagte, er solle berechnen, was er für richtig halte. Somit zahlte ich 34 € für zwei Nächte.
Bei diesem Campingplatz handelt es sich um folgenden: Campingplatz Grams, Vorwerk 3, 17440 Lassan.


Derweil sitze ich nach gut 20 Km (statt ausgeschilderten 12) in Wolgast im Fisch-Imbiss mit SB, wo ich einen hervorragenden Fischteller verzehrt habe. Das Fischrestaurant wenige 100 Meter zuvor hatte dann doch schon recht ambitionierte Preise. Tische waren weitgehend unbesetzt. Hier hingegen ist voller Verkehr und fast jeder Tisch belegt. Alles draußen und überdacht. Den Fischteller, den ich verspeist habe, war buchstäblich seinen Preis wert - und lecker! Nachdem ich gestern Abend viele C-Plätze via Internet "studiert" hatte, habe ich mich entschlossen, am Samstag nach Schleswig-Holstein durchzurauschen und mir einen schönen Platz für zwei Nächte zu suchen. Am kommenden Wochenende möchte ich vielleicht nirgendwo hingurken. Einfach mal wieder zwei Tage verweilen. Mal schauen.
Hiddensee würde ich eigentlich gerne besuchen, aber 50 € dafür, eine Nacht im eigenen Fahrzeug auf einem Stellplatz zwischen Monstern von weißer Ware zu schlafen, ist dann doch etwas happig. Und dann noch nicht mal auf Hiddensee, sondern kurz davor auf dem Festland. Und dann mit Fähre rüber.

Gleich geht's erstmal durch das kleine Städtchen Wolgast. Sicher gibt es heute nachmittag einen Kaffee und vielleicht den ersten Eisbecher auf dieser Tour oder vielleicht sogar der erste dieses Jahr(?).

Die Nummer mit dem Eisbecher

Es gibt ein Eiscafé. Von Deutschen. Geschlossen von Mo.-Do. Ab Fr. 14 Uhr geöffnet. Ich wollt drinnen sitzen, weil draußen die Sonne brezelte und die Sonnenschirme eingerollt waren. Nein, drinnen sitzen iss' nicht, nur draußen, war die Antwort. Ob sie denn einen der im Boden fest verankerten Sonnenschirme aufklappen könne. Nein, der Wind, der manchmal heftig bläst, würde den wahrscheinlich umreißen. Na, dann habe ich mich trotzdem hingesetzt. Eiskarten etc. waren nicht ausgehängt. Dann kam sie raus und gab mir die Eiskarte: Ein Kaffee: 4,60 €. Der "billigste" Eisbecher: 8,50, dann alle anderen: 9,60 €. Dabei wollte ich eigentlich nur einen Kaffee und drei Kugeln Eis. Einzelkugeln verkaufen sie nicht. - Dann bin ich wieder gegangen, ohne Konsum, versteht sich. So was Schräges habe ich noch nicht erlebt.


Samstag

Ich entscheide mich, Richtung Plöner See aufzubrechen. Die C-Plätze an der Ostsee versprechen hohe Preise und irgendwie zieht es mich jetzt nicht so dahin. Nachts auf Parplätzen zu übernachten ist auch nicht so der Hit entlang der Küsten. Auch Prero auf der Halbinsel Darßt lasse ich rechts liegen (da war ich ja schon vor zweieinhalb Jahren).
So spüre ich, dass ich mit meiner Idee leicht breche, Deutschland (konsequent) an seiner Bundesgrenze zu umrunden. Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass ich nur max. drei Wochen Zeit habe, aber gleichzeitig feststelle, nicht jeden Tag fahren zu wollen, nur um des Umrunden wollens. Vielmehr möchte ich an einigen Orten länger verweilen und abschalten. Also erfahre ich die Rundtour lieber in mehreren Etappen. Vielleicht gelingt mir im Juni ein Drittel davon. Mir & Hundi kann's nur recht sein.


Bauernhof Südspitze Plöner See
Bauernhof Südspitze Plöner See
Von Wolgast nach Plön
Von Wolgast nach Plön

Und ich finde einen ehemaligen Bauernhof, der schon seit Jahrzehnten als C-Platz dient. Das Pärchen in den Dreißigern führt den Laden ganz entspannt. Ich habe einen großen Parzellenplatz fast direkt am Plöner See, den ich so gut wie nie sehe. Eine ältere Frau, Heilpraktikerin, wie sich später in mehreren Gesprächen herausstellte, ist dort seit einem Jahr Dauercamperin.

Angekommen, Nachtquartier eingerichtet und dann losmarschiert. Eine starke Stunde per Pedes die Umgebung zwischen duftenden Kornfeldern erkundet. Herrlicher Wind, knackiger Sonnenschein. Die schleswig-holsteinische Luft duftet nach Heu, Gras & Kuh. Immer wieder erstaunlich, wie hügelig dieses nördlichste aller Bundesländer doch ist.

Sonntag

Heute mache ich eine Umrundung des Plöner Sees. Eigentlich wollte ich noch um den Kellersee bei Malente. Aber das Wetter hatte auch dunkle Wolken und (wenig) Regenschauer zu bieten, so dass es bei der einen Umrundung geblieben ist. Gegessen habe ich im "Niedersachsenhof" auf der "Prinzeninsel". Lecker, gehobene Preise, aber gut. Schöne Atmosphäre. Später gab es noch einen richtig guten Erdbeerbecher und einen Cappuccino für kleines Geld - kein Vergleich zum Erlebnis in Wolgast - und die Kombi war echt lecker. Direkt in Plön. Genau das Richtige!
Am späten Nachmittag bei Sonnenschein trudelten wir wieder am C-Platz ein. Nestor war den ganzen Tag aufgeweckt wie ein junger Hund und ist viel schwimmen gegangen und gut gelaufen. Ein schöner Tag.


Übernachtung

Kosten: 12 € / Nacht, o. Strom, Dusche: 50-Cent-Münze. ("Hunde brauchen nicht zu zahlen") Adresse: Campingplatz Pehmer-Hörn, 24326 Nehmten . Lage direkt am großen See, umgeben von viel Landwirtschaft & Feldern. & Betreiberehepaar sehr nett. Empfehlung: 👍


Montag

Ich packe meine sieben Sachen und werde von der Nachbarin noch auf einen Espresso eingeladen. Wir plaudern nett und dann fahre ich mit Hundi nach St.-Peter Ording, wo ich nun gerade bei schönstem Sommerwetter hocke. Ich habe damit Fehmarn, Flensburg und Dagebüll ausgespart, also entlang der dänischen Grenze weiterzufahren.
Eine Stippvisite nach Kiel lag drin. Dort stürzte ich bei Decathlon rein, wo ich mir zwei Schutzbrillen für's Fahrradfahren besorgte. Schließlich mögen viele Insekten meine Augen, das wiederum mögen meine Augen nicht.
Wir machen am Abend einen Spaziergang zum Strand, wo es nach Ebbe aussieht. Nestor findet das klasse. Ich auch. Lasse den Tag bei Abendbrot & Bier ausklingen und pfeif mir einen unterhaltsamen Film rein.


Dienstag

Heute lacht die Sonne bis zum Nachmittag, dann leicht bedeckt. Wir fahren erst mit Fahrrad durch den extrem touristisch geprägten Ort, esse im "Fischerhus", man erwartet irgendwie so etwas wie regionaltypische Küche von alteingesessenen Gastronomen. Aber das Fischerhus wird von einer moslimischen Familie geführt. Wie auch immer; ich verputze den teuersten Hamburger meines Lebens. Was soll's!
Dann mache ich ein Hundegeschäft ausfindig, wo ich für Nessi getrocknete Rinderkopfhaut kaufe. Dann radeln wir in den Wald, wo er genüsslich lange an einem Teil lange nagt. Danach gibt es ein Eis und einen Cappuccino in einer Eisdiele, natürlich auch überteuert und dann machen wir eine 43-Km- Radtour. Leider nicht am Strand lang, war aber trotzdem in Ordnung. Es gibt, glaube ich, nichts, was nicht irgendwie reglementiert ist an der Nordsee. Das ging mir an der Nordsee schon immer auf den Geist. War ich gestern für über eine Stunde am Strand, weit weg von allen anderen, las und döste auf meinem mitgebrachten neuen Klappstuhl bestimmt eineinhalb Stunden, mein Hund immer an meiner Seite, wurde ich bei meiner Rückfahrt über die reguläre Straße von einem "Aufseher" angesprochen, dass ich meinen Hund hätte freilaufen lassen am Strand. Das hätte ihm der Bademeister mitgeteilt. Ich erwiderte, dass mein Hund nicht allein am Strand rumgelaufen sei. War aber egal. Kosten würde es beim ersten Mal 50 €, danach 100 €. Er war freundlich. Und ich fühlte wieder das norddeutsche vom-Blockwart-angepisst-sein.
Zahlen brauchte ich nix. Allerdings sagte ich ihm, das der Bademeister, der sich über mehrere Km fern gehalten haben muss, mir das bitteschön direkt hätte sagen können. Dann hätte er auch gesehen, das Hundi eben nicht frei am Strand rumgelaufen wäre. Das war mittags.
Das war schon wieder unser Tag, den ich bei einem weiteren Film, Teil II, beendete.

St.-Peter-Ording

Der Ort ist recht bekannt. Bekannt ist auch, dass er touristisch stark frequentiert ist. Merken tut man dass sofort an der relativen Masse an Menschen (die Ferien fangen ja jetzt erst kommendes Wochenende an), die irre Zahl an Restaurants, einigen Eisdielen(!) und diversen Geschäften. Gewundert hatte ich mich, dass ich auf dem c-Platz spontan und ohne "Voranmeldung" einen dann noch relativ guten Platz ergattert hatte.


Übernachtung

Die Platzbetreiber sind sehr freundlich und entspannt, man fühlt sich dadurch wirklich willkommen und wohl. Gezahlt habe ich 19 € f. Stellplatz + einen Erwachsenen die Nacht. Hinzu kommt Hund: 2 €; eine Duschmarke: 2 €; Kurtaxe: 3 € (pro Nacht). Also 49 € f. zwei Übernachtungen. Adresse: Rosen-Camp Kniese, Böhler Landstraße 185, 25826 St. Peter-Ording. Der Platz liegt direkt hinter den Dünen und man hat guten Zugang vom C-Platz zu den Dünen / zum Strand. Ist empfehlenswert


Die Region ist schön, vor allem, wenn man außerhalb von Ferienzeiten dort ist. Ich war eine Woche vor Beginn der großen Sommerferien dort. Es waren vor allem viele alte Menschen dort, die ihre Zeit genießen und es war relativ voll. Man findet immer einen freien Platz in der Gastro. Ich möchte nicht wissen, wie es zu Ferienzeiten ist. Dann steigen die Preise und der Stresslevel bei so viel mehr Menschen. In der Zeit dann ohne mich.


Mittwoch, 19. Juni

Heute fahren wir weiter. Sonne gut, Wetter gut. Nestor weckte mich mit seiner fröhlichen Art erstmals um 5:58 Uhr. Bin dann kurz danach aufgestanden. Jetzt haben wir es 8 Uhr. Erste Runde mit dem Hunde, Dusche & Frühstück ist beendet und ich unschlüssig über den weiteren Tourenverlauf. Jetzt weiter meine "Grenztour"? - Jetzt räume ich erst mal ab und auf, packe zusammen, zahle und dann gehtˋs los. Werde mich wohl nach der Wetterlage richten, denn es soll wohl Freitag/Samstag in Bremen und umzu viel regnen. Normalerweise würde ich nach Cuxhaven weiterfahren. Meine Karte hat mir nicht die Fährverbindung angezeigt gehabt. (Hätt ich eigentlich wissen müssen, dass es eine Fährverbindung über die Elbe geben muss!) Luftlinie vielleicht keine 90 Km, zeigt das Teil den Weg über Hamburg und Bremen und damit 343 Km. Ein schlechter Witz.
Andererseits ist mir Bremen recht, da ich dann Freunde besuchen werde und ein paar Tage und Nächte dort verweilen möchte; wohlbemerkt Land- nicht Stadt Bremen! So ist es nun das Oldenburger Land geworden und ich befinde mich nach einer sehr vergnüglichen Weiterfahrt durch den Norden 38 Km von Bremen in der Wildeshauser Geest wieder, auf dem C-Platz in Aschenstedt bei Dötlingen, unweit von Wildeshausen. Und nicht unglücklich. Der Platz ist schön und ruhig im Wald, den kenne ich von unserer Radtour am Rhein entlang nach Rotterdam und quer durch Holland über das Münsterland nach Bremen. Das war 2013. Und das alles für schlanke 10 € / Nacht. Morgen bin ich mit Freunden aus Bremen verabredet. Wir treffen uns in Harpstedt, auf dem platten Land in Niedersachsen. Die beiden kommen mit Bus hin. Ich fahre mit Nestor die 18 Km mit Fahrrad (werde noch meinen Akku aufladen, damit der Saft reicht).


Donnerstag, 20. Juni

Es geht nach Harpstedt. Die Freunde mit Bus, Hund & Herrchen mit Fahrrad (und Anhänger). Meine Hintour: 18 Km. Wir machen dort einen schönen Spaziergang zur und über die "Ozeanbrücke". Waren ein paar Km. Anschließend sind wir essen und dann im Eiscafé daneben Eis essen gegangen. Von mir "ganz schlau" gemacht: Hatte mein Portemonnaie vergessen und Kartenzahlung ging nirgends. Aber die beiden haben mich gerettet. Die Rückfahrt per Pedales war auch super und mein Nestor hat alles prima mitgemacht.
So ist ein Tag zwar schnell erzählt, aber wir haben wir viel gesehen und vor allem viel gequatscht. Was das Zeuch hält. Ein sehr schöner Tach.


Freitag, 21. Juni

Heute bin ich mal nach Wildeshausen gegangen. An der Hunte entlang. Es wurden statt der 5 komma irgendwas satte über acht Km. Insgesamt war ich 18 Km gegangen. Die Rücktour gestaltete sich bei leichtem Nieselregen und wirklich hoher Luftfeuchte als herausfordernd. Hab reichlich geschwitzt und die ganze Zeit meine Fahrradtasche getragen (unhandlich), weil ich meinen kleinen schönen Rucksack für solche Eskapaden zu Fuß leider nicht mitgenommen habe. Eigentlich habe ich dort nur Geld für Essen ausgegeben. War aber ok so. Sich fordern und dann gehen lassen (verwöhnen), so ist das in einem Aktivurlaub nun mal. Und es macht Spaß!


Samstag, 22. Juni

Heute wieder mit meinen Freunden verabredet. Kreismuseum Syke zum Gesseler Goldhort. Die hatten sich verspätet, bin dann erstmal in die Syker Eisdiele, zu der sie dann kamen. (Konnte mich dann etwas revanchieren bzgl. der vorgestrigen Ausgeberei für mich. Sind dann zum Gesseler Turm / Lerßener Turm gefahren und haben die Aussicht, zwei Bier (vorher gekauft) und schönes gemeinsames Geplauder genossen. Danach sind wir alle wieder gen Heimat geradelt. Ich kam kurz nach 21 Uhr wieder an und war wieder gut feucht und habe mich sehr verausgabt. Und der Nessi war auch fertig, aber er hat wieder alles so fabelhaft und toll mitgemacht!! Und - Überraschung: auf dem C-Platz sind viele neue Gäste angekommen.


Übernachtung

Kosten: 10 € / Nacht, o. Strom, Duschmarke: 1,50 €.  Adresse: Campingplatz Aschenbeck, Zum Sande 18, 27801 Dötlingen. Mit Bade- und Angelsee, mit Wald und freier Fläche, auch Pferde können dort übernachte (!) Nette Leute. Empfehlung: 👍

Sonntag, 23. Juni

Für mich gibt es die Möglichkeit, über das Münsterland nahe der niederländischen Grenze weiterzufahren. Aber das mach ich nicht. Stattdessen werde ich über Alsfeld fahren und an der Burg Herzberg übernachten, um dann morgen nachmittag irgendwann im Elsaß wohlbehalten aufzuschlagen.
Ich werde dann ein anderes Mal bei Bremen anküpfen, um von dort über Bremerhaven und Cuxhaven und Ostfriesland, Münsterland, Rheinland-Pfalz, Saarland, B-W und dann rüber ins Elsaß die Tour zu vervollständigen. Oder umgekehrt.
Dann erfolgt der dritte bzw. vierte Part, vom Elsaß an der Schweiz und Bodensee, Bayern und Sachsen hoch nach Brandenburg zu reisen. So schließt sich dann der Kreis.
Das klingt doch nach einem guten Plan - oder?!


Munter bleiben
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